Newsletter #40 | Datum: 10.06.2001
Hallo Stadtpark Rangers,
der letzte Spieltag
war von ein paar heftigen Regenschauern heimgesucht, so dass wir
zwischendurch eine viertel Stunde Pause machen mussten. Sonst
war aber alles bestens, es waren 10 Mitspieler da. Am Schluss
ließen wir uns noch von ein paar Jugendlichen namens Viktor,
Egon, Zlatko (oder so ähnlich) herausfordern.
der nächste Spieltag
findet statt wie immer Sonntag, 14 Uhr bei wolkigem, größtenteils
trockenem Wetter und 19 Grad.
Leben außerhalb des Fußballfeldes
Schon erstaunlich, wen man alles innerhalb einer Woche außerhalb
des Fußballplatzes so trifft. Angefangen mit letztem Samstag
im Juz, wo Metal-Stefan an den Drums zum Tanze aufspielte. Culli
spielte in der zweiten Band des Abends und bekam prompt ein Lob
für seine bombastischen Keyboardpassagen in der Rheinpfalz-Kritik.
Am Mischpult stand Dominic, das Lichtpult bediente Tilmann. Auf
der Schüler-Demo gegen rechte Gewalt am Mittwoch waren Cornelia,
Axel, Dominic, Julian. Esther kam noch zufällig vorbei. Bei
der Demo am Samstag sah man Matthias K., Matthias S., Stefan G.,
außerdem die derzeit nicht aktiven Spieler Alex und Oliver.
Abends hatte Matthias K. zu einer Sondertrainingseinheit im Volkspark
aufgerufen (mehr dazu später), wo auch Winnie mit von der
Partie war . Gestern abend war dann noch eine SMV-Fete in der
Kammgarn, wo auch einige Kicker vertreten waren, unter anderem
Zieni und Ben. Ich war leider verhindert. Also: Man trifft uns
Kicker auch außerhalb des heiligen grünen oder roten
Rechtecks im SZS.
Ich bin stolz, ein Stadtpark-Ranger zu sein
(bzw.Sonntagskicker oder was auch immer) - der Bericht vom NPD-Fest
im Volkspark:
Matthias S., Winnie und ich trafen uns bei Matthias K., um im
Volkspark Fußball zu spielen. Die Idee war, uns nicht dort
durch irgendeine Veranstaltung verdrängen zu lassen. Nebenbei
waren wir auch neugierig, wie so ein Fest abläuft.
Schon aus der Ferne sah man Glatzen. Einige waren besonders stolz,
eine Armbinde mit der Aufschrift "Ordner" zu tragen.
Die kamen sich dadurch noch wichtiger vor.
Für uns war es eine Gratwanderung. Man will sich das anschauen,
auch ein paar Flugblätter mitnehmen, sich aber gleichzeitig
distanzieren. Das ging zum Glück ganz gut. Die knapp 10 Stände
waren abgegrenzt durch eine Reihe von Polizeiautos. Dahinter konnte
man prima Fußball spielen. Wir waren sogar nicht die einzigen,
die die Idee hatten. Zwei offensichtlich nicht Rechte spielten
sich einen Ball zu. Auf der anderen Seite der Polizeiautos aber
tummelten sich alle rechts Orientierten (vielleicht 200?), die
jedes bekannte Klischee erfüllten. Wir wagten einen Gang
durch deren Reihen, um uns umzuschauen. Es gab einige bestimmt
verbotene Bücher und Abzeichen, ansonsten Fress- und Saufbuden.
Auf der Bühne gab ein junger Herr in zünftiger Kleidung
und mit ordentlichem Seitenscheitel deutsches Liedgut zum Besten.
Ach wie schön ist der Westerwald usw. Der Typ wäre echt
klasse gewesen, wenn das eine Persiflage im Rahmen einer Comedy-Veranstaltung
gewesen wäre! Zwischendurch machte er mit plärrender
und abgehackter Stimme seine Ansagen. Die Besucher wirkten eigentlich
ganz normal, unterhielten sich und lachten. Manche sangen die
Heimatlieder mit. Textblätter lagen aus.
Wir entfernten uns wieder von dem Schauplatz und spielten Fußball
mit den zwei anderen, während irgendein Redner die Bühne
betrat und feststellte, dass die Ausländer doch in die Heimat
zurückgeführt werden müssen, denn wenn eine Gans
im Hühnerstall ein Ei legt, ist das Ergebnis immer noch eine
Gans und kein Huhn. Und im Hühnerstall hat eine Gans nichts
verloren. Deshalb soll jeder dahin gehen, wo er herkommt. Die
Rede war stellenweise amüsant, stellenweise erschütternd.
Ich kann das nicht alles wiedergeben. Matthias K. weiß sicher
noch mehr Details.
Der Ablauf wurde irgendwann durch eine Bombendrohung unterbrochen.
Alle Festteilnehmer wurden gebeten, das Gebiet um die Stände
vorübergehend zu verlassen. Uns war klar, dass dies nur eine
harmlose Drohung war und störten uns nicht daran, aber die
Masse verteilte sich nun und kam auch zu uns herüber. Sie
schauten zu, einer fragte sogar, ob er mitspielen darf. Wir sagten:
klar, wenn er noch jemand für die andere Mannschaft mitbringt.
Einer der zwei anderen sagte "Ja, spiel mit. Wir sind tolerant!".
Finde ich auch gut so, denn wenn man für Akzeptanz und Integration
ist, muss man mit gutem Beispiel vorangehen. Weitere Bemerkungen
wie "Ja, spiel doch rechts-außen." sparten wir
uns aber. Bis der Typ 20 Minuten später einen Mitspieler
aufgetrieben hatte, waren wir aber schon fertig mit Kicken und
so war er beleidigt, dass wir ihn "abschieben" mussten.
Seinem Ärger machte er Luft, indem er einem unserer Mitspieler
nachrief: "Gildo, Gildo! Hast du eine Nussecke für mich?".
Dem schlossen sich auch andere an, als wir durch die, wegen der
Bombendrohung verstreut herumstehenden Grüppchen gingen.
Sie langweilten sich, weil kein Redner auf der Bühne stand
und wenn dann wir vorbei laufen, ist das eine Attraktion.
Von Gewalt war nichts zu merken. Dies widersprach der Aussage
eines Polizisten, der mittags sagte "die hauen jedem auf's
Maul". Es sind halt ein paar arme Typen, die Anschluss suchen,
die allein hilflos sind, nur in der Gruppe stark. Sie suchen eine
Linie, an die sie sich halten können. Und wenn für sie
einer die Führung übernimmt, laufen sie als Masse hinterher.
Ein beklemmendes Gefühl hatten wir im Volkspark schon, waren
aber froh um die Eindrücke, die wir mitnehmen konnten und
dass wir uns auch durch eine solche Veranstaltung nicht daran
hindern ließen, dort eine Trainingseinheit durchzuführen.
Viele Grüße
Jörg